Gewalt im Gesundheitswesen: ein ernstes und häufig unterschätztes Problem

Gewalt und herausforderndes Verhalten im Gesundheitswesen: eine stille Krise mit weitreichenden Folgen
Gewalt am Arbeitsplatz und herausforderndes Verhalten sind im Gesundheitswesen leider keine Einzelfälle – sie sind Realität. Für viele Fachkräfte gehört es zum Berufsalltag, unter hohem Druck, emotionaler Anspannung und manchmal sogar unter Bedrohung zu arbeiten. Ob durch Patienten, Angehörige oder in Ausnahmefällen auch Kolleg*innen – die psychische und physische Belastung ist enorm.
Diese Erfahrungen wirken sich nicht nur auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden aus, sondern können auch die Qualität der Versorgung gefährden. In diesem Beitrag werfen wir einen einfühlsamen Blick auf die verschiedenen Erscheinungsformen von Gewalt, ihre Ursachen und mögliche Lösungsansätze, um Arbeitsumfelder sicherer und menschlicher zu gestalten – für alle Beteiligten.
Gewalt im Gesundheitswesen: ein ernstes und häufig unterschätztes Problem
Ob verbale Beschimpfungen, Drohungen oder körperliche Übergriffe - Gewalt am Arbeitsplatz im Gesundheitswesen hat viele Gesichter. Besonders gefährdet sind jene, die tagtäglich mit Menschen in Krisensituationen arbeiten: Pflegekräfte, Notfallteams und Fachpersonal in psychiatrischen oder geriatrischen Einrichtungen.
Laut einer repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag der DGUV berichten 22 % der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen von körperlicher Gewalt - fast dreimal so häufig wie der Durchschnitt aller Branchen (8 %). Psychische oder verbale Gewalt erfahren sogar 41 % der weiblichen und 32 % der männlichen Beschäftigten. Die häufigsten Formen sind Beleidigungen, Beschimpfungen, Spott oder Schikanen. (Quelle: DGUV, 2023)
Auch in Großbritannien zeichnet sich ein alarmierendes Bild ab: Laut dem NHS hat mehr als jede*r zehnte Mitarbeitende körperliche Gewalt am Arbeitsplatz erlebt. Allein 2015/2016 wurden über 60.000 Gewaltvorfälle gegen NHS-Mitarbeitende gemeldet. (Quelle: NHS, 2016)
Die Vorfälle reichen von verbalen Attacken bis hin zu schwerwiegenden physischen Übergriffen – mit Folgen, die weit über den Moment hinausreichen. Angst, Rückzug, Erschöpfung, bis hin zu Burnout und Depressionen sind leider keine Seltenheit. Viele betroffene Mitarbeitende verlassen langfristig ihren Beruf - ein Verlust, der sich auf das gesamte System auswirkt.
Warum es zu herausforderndem Verhalten kommt - und was dahintersteckt
Herausforderndes Verhalten ist oft ein Ausdruck von Überforderung - sowohl bei den Patient*innen als auch beim Personal. Es kann sich in Aggression, Widerstand oder destruktivem Verhalten äußern. Die Gründe dafür sind vielschichtig:
- Psychische Erkrankungen oder kognitive Beeinträchtigungen wie Demenz, Delirium oder Schizophrenie führen häufig zu Verwirrung, Angst oder Aggression.
- Schmerz, Angst und Kontrollverlust können Betroffene in eine defensive oder feindselige Haltung bringen.
- Kommunikationsbarrieren, z. B. durch Sprachlosigkeit oder Missverständnisse, erzeugen Frust und Hilflosigkeit.
- Arbeitsverdichtung und Personalmangel belasten das Personal, was ungewollt zur Eskalation beitragen kann.
- Alkohol- und Drogenmissbrauch ist in Notfallsituationen leider oft ein zusätzlicher Risikofaktor.
Wer diese Ursachen kennt und versteht, kann besser darauf reagieren - mit mehr Verständnis, weniger Eskalation und mehr Schutz für alle Beteiligten.
Die Auswirkungen auf Pflege- und Gesundheitspersonal
Die ständige Konfrontation mit belastenden Situationen hinterlässt Spuren. Beschäftigte im Gesundheitswesen berichten von Erschöpfung, innerer Anspannung und im schlimmsten Fall von Symptomen posttraumatischer Belastungsstörung.

Laut dem National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH, USA) - vergleichbar in Deutschland mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) leiden Gesundheitsbeschäftigte häufiger an PTBS und Depressionen als Mitarbeitende in anderen Branchen.
Wenn Schulung, Rückhalt im Team und Schutzmaßnahmen fehlen, fühlen sich viele Mitarbeitende ohnmächtig - und verlassen langfristig ihren Beruf. Die Folge: Ein ohnehin überlastetes System verliert seine wichtigsten Stützen.
Besonders gravierend ist die Lage im Hinblick auf sexualisierte Gewalt. In einer Studie der BGW in Kooperation mit der Universität Hamburg gaben 94 % der Befragten an, verbale sexuelle Belästigung erlebt zu haben, 70 % berichteten von körperlicher sexueller Gewalt. Nur 37 % der Teilnehmenden empfanden die Schutzmaßnahmen ihrer Einrichtungen als ausreichend. (Quelle: BGW, 2023)
Was wir tun können: Prävention, Schutz und ein neuer Umgang mit Gewalt
Um Gewalt und herausforderndem Verhalten wirksam zu begegnen, braucht es ein Zusammenspiel aus strukturellen Maßnahmen, Schulung und Empathie:
- Deeskalationstrainings stärken das Selbstbewusstsein der Mitarbeitenden im Umgang mit schwierigen Situationen. Sie zeigen Wege auf, Spannungen frühzeitig zu erkennen und konstruktiv zu lösen.
- Offene Kommunikation - auch bei Sprachbarrieren - schafft Vertrauen. Einfache Sprache, Bildkarten oder unterstützende Technik können hier viel bewirken.
- Ein unterstützendes Arbeitsklima mit Supervision, Teamarbeit und psychologischer Begleitung hilft, Belastungen zu verarbeiten.
- Sicherheitsvorkehrungen wie Notfallknöpfe, Alarmpläne und geschultes Sicherheitspersonal können in Hochrisikobereichen entscheidend sein.
- Klare Meldeprozesse schaffen Transparenz und sorgen dafür, dass Vorfälle ernst genommen und bearbeitet werden - ohne Schuldzuweisungen.
- Eine bedarfsgerechte Personalausstattung ist ein Schlüssel zur Prävention. Nur wenn genug Zeit für echte Zuwendung bleibt, können Spannungen abgebaut werden.
Unser Beitrag: Schutz, der mitdenkt
Als Unternehmen, das sich dem Schutz und der Unterstützung von Gesundheitspersonal verschrieben hat, möchten wir mithelfen, sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die BitePRO® Schutzkleidung wurde speziell entwickelt, um Verletzungsrisiken bei herausforderndem Verhalten zu reduzieren - ohne die Bewegungsfreiheit oder Würde der Träger*innen einzuschränken.
Wenn auch Sie auf der Suche nach mehr Sicherheit und Unterstützung für Ihr Team sind, sprechen Sie uns an. Gemeinsam finden wir eine Lösung, die zu Ihrem Arbeitsumfeld passt - damit Ihre Mitarbeitenden wieder mit einem stärkeren Gefühl von Sicherheit und Wertschätzung ihrer Arbeit nachgehen können.
Wer sich für die Sicherheit im Gesundheitswesen engagiert, sollte einen Blick auf das BitePRO®-Bekleidungssortiment werfen, um zu erfahren, wie proaktive Schutzmaßnahmen einen echten Unterschied machen können.
Quellen und Literatur:
- DGUV (2023): Gewalt bei der Arbeit bleibt eine Herausforderung - Ergebnisse einer forsa-Umfrage. https://publikationen.dguv.de
- BGW/Universität Hamburg (2023): Sexuelle Belästigung und Gewalt im Gesundheits- und Sozialwesen. https://forum.dguv.de/ausgabe/3-2023
- NHS Staff Survey (2016): Violence against NHS staff in England. https://www.nhsstaffsurveys.com
- NIOSH (USA): Occupational Violence. https://www.cdc.gov/niosh/topics/violence
- DGUV (2020): Prävention von Gewalt und Aggression im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. https://publikationen.dguv.de
- BAuA (2024): Handlungshilfen zum Schutz vor Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz. Bericht zum Projekt F2590. https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Bericht-kompakt/F2590
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Aktuelles vom siNpress®-Team.
19.4.2025